Die Bildhauerei hat in Gröden eine lange Tradition.
Im Mittelalter waren Gröden und die umliegenden Täler kleine, abgeschiedene Gebirgstäler, wo die Bauern um ihre Existenz bangten. Während langer Winterabende schnitzten diese Bauern so Anfangs Gebrauchsgegenstände, später dann einfache Figuren und Masken.
Erst Anfangs des 17. JH. entstanden aus diesen Bauernfamilien die ersten Bildhauer Dynastien. Die Bildhauer lernten und studierten dann in fernen Städten.
Als erster Bildhauer und Künstler gilt Christian Trebinger, welcher in Brixen sein Handwerk erlernte. Martin Vinatzer lernte und arbeitete acht Jahre lang in Venedig, Franz Grünewald, geboren 1667, besuchte sechs Jahre lang die Akademie in Wien. Diese und etliche andere Bildhauer bildeten dann seinerseits talentierte Bildhauer aus.
Parallel dazu entwickelte sich eine eigenen Spielzeugindustrie, oder besser ein Handwerk, welches in Serienarbeit Spielzeug mit zum Teil geschnitzten und gedrechselten Figürchen herstellte.
Die Verleger, so nannte man die Händler, trugen diese Kunstwerke in die weite Welt hinaus und holten die Bestellungen und Aufträge für Altäre und andere Statuen ins Haus.
Zu diesem Zeitpunkt, um 1800, hatte sich die Bildhauerei und Holzschnitzerei in Gröden in zwei verschiedene Richtungen aufgeteilt. Da waren zum Einen die Verleger für die Bildhauer und Künstler, welche meist sakrale Altäre und Skulpturen schafften, zum Anderen waren da die Verlegerfirmen für Spielzeug, welche vom Schaukelpferd bis zur Holzpuppe und zum Korkenzieher mit ihren Holzschnitzern nützliches herstellten.
Interessant ist, dass viele Spielzeugpuppen zum Beispiel nach Holland exportiert wurden. Der holländische Händler verkaufte diese Puppen dann nach England, wo sie dann Dutch dolls, holländische Puppen, genannt wurden.
Den Höhepunkt erreichte die Bildhauerei in Gröden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, auch Dank vieler Verlegerfirmen, welche ihre Kircheneinrichtung, vor allem Altäre, in alle Welt exportierten. So findet man Altäre aus Gröden in Argentinien, Serbien, Ungarn, (ehemalige Donau Monarchie), den USA und Kanada, England, Brasilien, sogar in Südost-Asien und in Afrika. Es wird erzählt, dass in jenen Zeiten jede Woche ein großer Altar aus dem Grödner Tal exportiert wurde.
Der erste Weltkrieg und die große Rezession der dreißiger Jahre veränderte alles und die Aufträge kamen nur mehr spärlicher ins Tal. Nach dem zweiten Weltkrieg waren dann die USA, Kanada und Deutschland die Länder, in denen die meisten Heiligenfiguren für Kirchen exportiert wurden.
Heute gibt es in St. Ulrich in Gröden noch verschiedene Bildhauer Werkstätten. Die meisten sind auf profane Skulpturen für Kunstgalerien und Private Käufer umgestiegen. Es gibt auch direkt vor Ort eine Kunstschule und eine Fachschule für Holzschnitzerei, wo junge Interessierte die Möglichkeit erhalten, erste Grundkenntnisse in diesen kreativen Berufen zu erlernen. Die Weiterbildung erfolgt dann in den Werkstätten direkt beim Meister und anschließend zusätzlich noch in Kunstakademien außerhalb Grödens.
Wir, Mussner G. Vincenzo, bleiben unserer Tradition treu und bedienen die Kirche mit unseren Werken.
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